Diese Farbkombination elektrisierte die Formel 1 bereits, als noch niemand von Elektro-Antrieb sprach: Schwarz und Gold. Die Autos der britischen Sportmarke Lotus hatten von jeher das Flair einer besonderen Exklusivität im Schlepptau. So eine Farbenspielerei gab es sonst nirgendwo. Nicht grell, sondern eher vornehm und distinguiert zurückhaltend. Aber eben etwas ganz Außergewöhnliches: Viele betrachteten sie als die schönsten Autos der Formel 1. In diesem Jahr feiern die Renner, deren Optik auf den damaligen Sponsor zurückging, ihren 50. Geburtstag. Grund genug, ihnen in der noch bis am Sonntag andauernden Essen Motor Show eine Sonderausstellung zu widmen.
Das Design des britischen Lotusteams ging zurück auf John Player Special (JPS) und wurde in den folgenden Jahren zum Markenzeichen der Lotus-Rennwagen. Auf der Essen Motor Show erleben die Fans jetzt in einer Sondershow in Halle 3 der Messe Essen insgesamt 18 Fahrzeuge in den markanten JPS-Farben. Darunter sind allein sieben Formel-1-Autos aus einer Zeit, in der die Rennserie weniger für Boxenstrategie, für Zeitfenster, Booster oder teilelektrifizierte Antriebe, sondern vielmehr für Hochspannung, Nervenkitzel und durchaus auch für wilde Partys der Heroen in den Fahrerkäfigen stand.
Ralf Sawatzki, der Projektleiter der Essen Motor Show, ist selbst begeistert von diesen Exponaten: „Die Sondershow nimmt die Besucher mit auf eine Zeitreise in die vergangenen 50 Jahre. Schwerpunkt ist dabei natürlich die Formel 1, aber wir zeigen auch mehrere Sportwagen und Motorräder sowie ein Fahrrad und ein Elektrofahrzeug im schwarz-goldenen Design von John Player Special“. Zu den erfolgreichsten gezeigten Fahrzeugen zählt der Lotus 77 aus dem Jahr 1976 mit dem Dreiliter-Cosworth-DFV-Motor, der etwa 465 PS abgab. Mit diesem Fahrzeug machte das Team um den legendären Lotus-Chef Colin Chapman wieder als Sieganwärter der Formel 1 von sich reden, nachdem es vorher für zwei Jahre als abgehangen gegolten hatte.
Das Fahrzeug mit der kuriosesten Geschichte dieser Ausstellung ist allerdings der Lotus 88 aus dem Jahr 1981. Der Wagen ist unter Rennsportfans bis heute geheimnisumwittert, weil er insgesamt nur drei Mal auf einer Rennstrecke auftauchte und nach wenigen Trainingsrunden von den Sportkommissaren verbannt wurde. Der Lotus 88 war Colin Chapmans Antwort auf die neue Regel, dass bewegliche Schürzen an den Fahrzeugen verboten waren. Die entsprechende Textpassage in französischer Sprache war jedoch unklar formuliert. Diese Grauzone ausnutzend begann Lotus-Chef Chapman mit seinem Team einen neuen Rennwagen zu konstruieren – die Sportkommissare der Formel 1 waren jedoch anderer Meinung als der findige Konstrukteur.
Drei Jahre vorher lief es besser für Lotus: 1978 stellten die Briten auf der Essen Motor Show den Lotus Esprit JPS vor – kein Rennauto, sondern ein Straßenfahrzeug in Anlehnung an Mario Andrettis Formel-1-Weltmeister-Titel im gleichen Jahr. 2022 ist der Sportwagen erneut in Essen zu sehen. Jedes Exemplar ist nummeriert und mit einer Signatur von Colin Chapman auf dem Armaturenbrett versehen. Außerdem haben alle Autos ein Drei-Speichen-Lenkrad von Momo mit dem Namen von Mario Andretti. Insgesamt sollen bis 1979 knapp 150 Autos gebaut worden sein. Mit 160 PS aus vier Zylindern seines Zweiliter-Motors und einem Gewicht von 900 Kilogramm kam der Esprit JPS auf ein Tempo von 200 km/h.
Als Vorbild für die Rennwagen in der heutigen Formel E taugt der ebenfalls ausgestellte Sinclair C5 mit einer Spitzengeschwindigkeit von 24 km/h nicht wirklich. Aber in Erinnerung bleibt das ab 1984 in Großbritannien produzierte dreirädrige Elektrofahrzeug trotzdem. Der Sinclair C5 hatte einen Gleichstrom-Motor mit 250 Watt (0,34 PS), sein Gewicht betrug 160 Kilogramm, und mit einer Akkuladung kam er knapp 30 Kilometer weit.
Fotos: Jürgen C. Braun
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