Ob Titelkampf oder Kellerduell in der LIQUI MOLY HBL, ob Spitzenspiel oder Abstiegsthriller in der Handball Bundesliga Frauen, ob ein Nachbarschaftsderby in der 3. Liga oder die Finalrunde der Deutschen Jugend-Meisterschaft: Seit 2020 können die Schiedsrichter*innen des Deutschen Handballbundes (DHB) bei ihren Einsätzen auf die Unterstützung der KÜS bauen. Sie sind mit Leidenschaft bei der Sache und investieren viel Zeit und Energie in ihre Passion. Was treibt sie an? Einer der knapp 300 Unparteiischen des Deutschen Handballbundes ist Tim Foerster, der gemeinsam mit seinem Bruder Fabian Foerster dem Perspektivkader angehört. Ihre Motivation: Sie wollen durch ihren Stil ein schönes Spiel unterstützen.
Wenn Tim Foerster gemeinsam mit seinem Bruder Fabian auf dem Spielfeld steht, haben die Geschwister immer Spaß am Pfeifen, aber es gibt diese Augenblicke, in denen sie noch ein bisschen mehr Freude empfinden als sonst. „Es ist einer der coolsten Momente auf dem Feld, wenn man zur positiven Veränderung des Spiels beiträgt und beide Mannschaften einen schönen Handball zeigen, statt sich zu bekämpfen“, beschreibt Foerster.
Denn genau das ist einer der Gründe, warum die Foerster-Bruder als Schiedsrichter aktiv sind. „Wir wollen die Spieler ihr Spiel machen lassen und nur unterbrechen, wenn es notwendig ist“, beschreibt der junge Referee. „Wir versuchen daher, viel über Kommunikation zu lösen, um Konflikte vorzubeugen.“
Wenn ein Abwehrspieler das erste Mal eine falsche Sperre stellt (und damit den Angreifer regelwidrig blockiert) oder die Hand zum Stoßen nach dem einspringenden Außenspieler ausstreckt, gehen sie in den Dialog und ziehen kommunikativ die Grenze dessen, was sie sehen möchten – und was nicht. „Und wenn man im nächsten Angriff die korrekte Sperre sieht oder der Kontakt zum Außenspieler nicht noch einmal gesucht wird, denkt man nur: Yes, genau so!“, sagt Foerster. „Da laufen wir öfter mal mit einem Grinsen über das Spielfeld oder sagen uns über das Headset: Super, das hat geklappt.“
Der Stil der beiden Brüder kommt an. „Uns wurde von Vereinen und Schiedsrichter-Coaches schon hin und wieder gesagt, dass wir ein gutes Spielverständnis haben“, freut sich Foerster. „Am Anfang denkt man ja oft, dass der Schiedsrichter auf dem Feld letztendlich nur auf das reagieren kann, was passiert, aber man kann proaktiv Einfluss auf das Spiel nehmen. Und wenn das funktioniert, macht es einen glücklich.“
Foerster und sein Bruder begannen bereits als Jugendliche mit dem Pfeifen; Tim war 14 Jahre alt, Fabian 15. „Nachdem wir vom Verein gefragt worden sind, ob wir uns das vorstellen könnten, haben wir beim Abendessen darüber gesprochen – und uns gesagt: Warum probieren wir es nicht aus? Wenn es uns nicht gefällt, können wir ja immer noch aufhören“, erinnert er sich.
Dazu kam es jedoch nicht. Heute gehört das Schiedsrichter-Team Foerster/Foerster zum Perspektivkader des Deutschen Handballbundes und damit zu den talentiertesten Nachwuchsschiedsrichtern Deutschlands. „Wenn man merkt, dass man besser wird, nach und nach aufsteigt und auch von den Trainern hört, dass man einen guten Job macht, ist das eine große Motivation“, betont Foerster. Er genießt zudem die Zeit mit seinem Bruder: „Wir wohnen nicht mehr zusammen, aber über den Handball ist der Kontakt noch enger. Darüber bin ich sehr glücklich.“
Im Januar gaben die jungen Referees sogar bereits ihr Debüt in der 2. Bundesliga der Frauen – einer Liga, die sie eigentlich noch gar nicht pfeifen dürften. „Es ist jemand ausgefallen und wir wurden kurzfristig gefragt, ob wir einspringen können“, strahlt Foerster. „Wir haben natürlich zugesagt und uns mega gefreut.“
Dass die beiden Brüder so viel Zeit in den Handball stecken, bereuen sie nicht. „Es ist das coolste Hobby, für das wir unsere Freizeit verwenden könnten“, betont Foerster. „Es ist ein tolles Gefühl, ein Teil von diesem Sport zu sein. Wir stehen auf demselben Spielfeld wie die Spieler und treffen ebenso wie sie die bestmöglichen Entscheidungen in unserem Bereich. Wir fühlen uns, als würden wir dazu gehören – und das ist einfach mega!“
1. Verständnis
Spieler, Trainer und Schiedsrichter haben zwar vielleicht verschiedene Interessen, aber stehen letztendlich auf einem gemeinsamen Spielfeld – und jeder von uns macht dort seine Fehler. Es ist wichtig, dass man gegenseitig Verständnis hat. Dass man trotz aller Emotionen – auch, wenn es im Spiel mal lauter oder unfreundlicher ist – nach dem Abpfiff zusammenkommt, miteinander spricht und sich vielleicht auch entschuldigt. Kurz gesagt: Dass man normal miteinander umgeht.
2. Wertschätzung
Als Schiedsrichter gehören wir zum Spiel. Wir respektieren die Spieler und ihre Leistung und genau diese Wertschätzung wünschen wir uns auch. Wenn wir in die Halle kommen, freut es uns beispielsweise, wenn wir begrüßt werden und wenn man uns die Kabine zeigt. Wir erwarten das alles nicht, aber wir schätzen die Geste, denn es zeigt, dass wir als Schiedsrichter dazu gehören.
3. Leidenschaft
Wir freuen uns auf jedes Spiel und haben auf dem Spielfeld Spaß daran, was wir machen. Ab dem Zeitpunkt, zu dem die Ansetzung eingeht, wollen wir dieses Spiel pfeifen. Wir genießen es, vor einer vollen Halle zu stehen oder mal einen lustigen Spruch über das Headset zu machen. Ohne diese Begeisterung, diese Freude, diesen Enthusiasmus – in einem Wort: diese Leidenschaft – geht es im Handball nicht; weder als Spieler noch als Schiedsrichter.
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