Skandinavien im Winter ist ein Paradies für Autos mit Allradantrieb. Dick verschneite Landstraßen, in die Räumfahrzeuge mit ihren breiten Schilden eine schmale Spur gefräst haben, begrenzt durch aufgehäufte Seitenwälle als Orientierung. Oder zugefrorene Seen, auf denen mancherorts die sommerliche Brücke durch den kurzen Weg über spiegelblankes Eis ersetzt wird. Die Menschen hier haben gelernt mit der Natur zu leben. Während die Flachländer unserer Breiten bei reichlich fallenden Flocken schnell im Stauchaos stehen, läuft in Ländern wie Schweden alles völlig angstfrei einfach weiter.
Dabei haben auch im hohen Norden keineswegs alle PKW eben jenen Allradantrieb, dank der spitzen Spikes kommt man auf festgefahrenen Schneedecken selbst auf Autobahnen auch mit nur zwei angetriebenen Rädern recht gut voran. Bei Steigungen oder Eis hilft aber oft nur eine zweite angetriebene Achse. Ein Grund, warum der Anteil der sogenannten 4×4-Autos in Skandinavier um vieles höher als in anderen Ländern. Beispiel Škoda. Fast die Hälfte (43 %) der in Schweden verkauften Modelle der tschechischen VW-Tochter wird von allen vier Rädern angetrieben. In Norwegen sind es nahezu drei Viertel, in Island sogar 88 Prozent. Unter Deutschlands Nachbarländern ist die Schweiz mit 57 Prozent weit vorne. Bei anderen Herstellern sind die Zahlen ähnlich.
Auf deutschen Straßen ein anderes Bild. Vor allem dort, wo ein Gebirge in der Nähe ist, klettert die Zahl der Allradautos. Spitzenreiter ist der oberbayerische Landkreis Miesbach mit 28,3 Prozent, dicht gefolgt von Freyung-Grafenau am Bayerischen Wald. In Summe haben rund 12 Prozent der Personenwagen so einen Antrieb. Sogar in Großstädten wie München (20 Prozent) oder Stuttgart (16,6 Prozent) gibt es viele derartige Autos. Was aber auch daran liegt, dass große SUV-Hersteller wie BMW, Audi oder Mercedes dort zu Hause sind und eher sportlich orientierte Käufer anlocken. Drohendes Winterwetter spielt dabei nicht die Hauptrolle.
Zurück in den schwedischen Winter. Der 456 Quadratkilometer große See Storsjon nahe des Wintersportmekkas Östersund ist dick zugefroren und von einer Schneedecke verhüllt. Radlader haben eine ebenso schmale wie kurvenreiche Piste freigeschoben. Der ideale Spielplatz für gleich sechs Škoda-Modelle mit Allradantrieb, die nahe dem Ufer aufgereiht sind. Alltagskombis wie den Octavia oder das Limousinen-Flaggschiff Superb und natürlich SUV wie Karoq, Kodiaq und beide Versionen des elektrischen Enyaq. Der Bestseller des Sextetts ist unbestritten der Kodiaq, das Schwestermodell des VW Tiguan. Fast 430.000 wurden bisher verkauft, 60 Prozent davon mit Allradantrieb, der dann mindestens 45.450 Euro kostet. Die „Eiskönigin“ unter den Kodiaq ist das 180 kW/245 PS starke und ab 52.400 Euro teure RS-Modell, das seit Anfang dieses Jahres nicht mehr bestellt werden kann.
Eine Abschiedsvorstellung also, denn noch ist nicht bekannt, ob das Sportmodell auch in der nächsten Generation des Kodiaq im Herbst noch im Programm sein wird. Heute frisst er sich nochmal mit seinen Spikes über den See, wedelt um die engen Kurven, gerät nur kurz aus der Fassung, wenn die Räder die auf dem Eis entstandene Spur mit leichtem Drift verlassen. In Bruchteilen von Sekunden verlagert die Elektronik die Antriebskraft an die Räder, die Halt auf der Glätte finden. Wenn es zu flott wird und gebremst werden muss, endet die Haftung und lässt den SUV bedrohlich über die Vorderräder in Richtung Schneewall skaten. Weg vom Pedal, dann lenkt der Alaska-Bär wieder.
All das gilt auch für das neue Flaggschiff von Škoda, das auch das rasante Kürzel RS tragen darf. Der 61.710 Euro teure Enyaq RS iV in Coupé-Form erobert das blanke Eis gleich mit zwei Elektro-Motoren. Die Front- und Hecktriebwerke zusammen kommen auf 220 kW/299 PS. Und weil das Drehmoment gefühlt schon bei sanfter Berührung des Gaspedals losschießt, ist Vorsicht und Vorausschau angesagt. Dann meistert der Stromer souverän das Hin und Her des Kurvengeschlängels, lässt sich mit dem rechten Fuß aus der Bahn werfen und mit sanftem Lenken wieder einfangen. Der Driftkönig schlechthin.
Für sicher 90 Prozent der Kunden ist aber die Souveränität im echten Winterleben wichtiger. Da die Räumfahrzeuge die Straßen nicht bis auf den Asphalt freilegen können, bleibt eine festgefahrene Schneedecke liegen. Deren Griffigkeit wechselt von Meter zu Meter, die Allradtechnik kommt zum Einsatz. Sie verhindert das plötzliche Durchdrehen, hält den Tschechen auf schwedischer Spur und ermöglicht auch in Kurven fast entspanntes Fahren. Jedenfalls solange die Grenzen der Physik nicht herausgefordert werden. Wer auf Schnee zu spät bremst, hat verloren. Eine Erkenntnis, die bei Auffahrunfällen oder Bergabstrecken auch in Deutschland gilt. Das nordische Škoda-Erlebnis mit all den Allrad-Modellen hat neben dem blanken Spaß also auch eine lehrreiche Seite.
Fotos: Škoda
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