90, 60, 40, 30: Volvo hat die Palette seiner vollelektrisch angetriebenen SUV nach unten abgerundet. Und mit dem EX30 untermauern die Schweden nicht nur einmal mehr ihr Selbstverständnis als Vorreiter bei der Fahrzeugsicherheit, ungeachtet des Fahrzeugantriebs. Die Volvo-Entwickler können auch das, was für größeren Autos (in höheren Segmenten) konzipiert wurde, in kleinere Modelle transferieren, und zwar preislich akzeptabel.
Rückblick: 2010 verkaufte die Ford Motor Company Volvo an das chinesische Unternehmen Geely, elf Jahre nach der Übernahme 1999. Das Vorhaben, Volvo gemeinsam mit Land Rover, Jaguar und Aston Martin in einer Art Luxus-Paket zu führen, zerschlug sich recht bald. So war das Geschäft mit Geely nur noch eine Frage der Zeit, zumal dieser Kaufinteressent solvent war. Unter dem neuen Markeneigner, das hatte Geely schon kurz nach Bekanntwerden der Übernahme bestätigt, sollte Volvo seine bereits damals weltweit führende Position in Sicherheit und auch Umweltfreundlichkeit von Fahrzeugen behalten.
Das Tochterunternehmen ganz bewusst „an der langen Leine“ zu lassen und ihm ermöglichen, sich mit eigenen Vorstellungen weiter zu entwickeln, das hat sich als Musterbeispiel von kluger und vorausschauender Unternehmenspolitik erwiesen. Mit Hakan Samuelson (Volvo-Vorstandsvorsitzender, von MAN kommend) war Volvo schon bald wieder begehrt. Man traf strategische Entscheidungen, die zwar riskant waren, sich aber als richtig erweisen sollten. Das frühzeitig angekündigte Ende der Dieselproduktion gehört genauso dazu wie die Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit aller Modelle auf 180 km/h und der Vorsatz, ab 2030 nur noch reine E-Autos verkaufen zu wollen.
Seit 1927 werden bei Volvo Autos gebaut. 97 Jahre später ist der EX30 mit seinen online-basierten Diensten ein Kind des digitalen Zeitalters, und das wird auf den ersten Blick klar. Google, Daten und Apps stehen im Mittelpunkt des 4,27 Meter langen „battery electric vehicle.“ Bereits die Basisversion Core für 36.590 Euro wartet mit 272 PS und einem 51 kWh-Akku im Unterboden auf. 36.590 Euro. Der Single Motor Extended Range mit 69 kWh Batterie kommt auf 41.790 Euro. Reichweite je nach Batterie: 344 oder 480 Kilometer. Top-Angebot im EX30-Portfolio ist der Allradler, die „Performance“-Version mit zwei Motoren, 428 PS Gesamtleistung und einem bulligen Drehmoment von 543 Newtonmetern. Für ihn muss man 48.490 Euro ausgeben.
Ein Blick auf die Karosserie: Der EX30 ist kühl, sachlich, quasi nordisch zurückhaltend geschnitten. Aber nein, kalt lässt er den Betrachter nicht, wirkt durchaus emotional ansprechend. Das Kofferraumvolumen beträgt 318 bis 904 Liter, je nach Konfiguration. Fast alle Funktionen werden über das 12,3-Zoll große Display zentral gesteuert. Da aber Fahrer-oder Head-Up-Display gestrichen wurden, gibt es im direkten Blickfeld keine Infos mehr über Geschwindigkeit, Navi etc. Sie bekommt man nur mit einem Blick nach rechts – was dann auch einen kurzen Moment der Ablenkung von der Fahrbahn bedeutet.
Und wie sieht es mit dem Ladevorgang bei dem kleinen Stromer aus? Bei der Einstiegsversion funktioniert AC-Laden mit 11 kW, während die preislich höher angesiedelten Versionen mit 22 kW und die höchste Ausstattungsstufe kann an der DC-Schnellladesäule mit bis zu 153 kW lädt. Plant man eine längere Strecke, dann gibt das Routen-Navi eine Ladeplanung mit auf den Weg. Ein wirklich vorzüglicher Service dabei ist außerdem, dass die Batterie dann von der Temperatur her vorkonditioniert wird.
Ein kompakter SUV also mit sehr vielen elektronischen Helfern. Auf ein „Date mit ihnen“ sollte man beim Volvo EX30 nicht verzichten. Mit Blick auf die traditionelle Vorreiterrolle des Herstellers in Sachen Technik passt ein Zitat von Astrid Lindgren. Die weltweit berühmteste Autorin aus Schweden sagte einmal „Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut.“
Fotos: Christian Bittmann/Volvo
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