Ob Titelkampf oder Kellerduell in der LIQUI MOLY HBL, ob Spitzenspiel oder Abstiegsthriller in der Handball Bundesliga Frauen, ob ein Nachbarschaftsderby in der 3. Liga oder die Finalrunde der Deutschen Jugend-Meisterschaft: Seit 2020 können die Schiedsrichter*innen des Deutschen Handballbundes (DHB) bei ihren Einsätzen auf die Unterstützung der KÜS bauen. Die Partnerschaft wird von gemeinsamen Werten getragen – wie Gerechtigkeit, was sowohl für die Unparteiischen als auch die Fahrzeugprüfer*innen von KÜS selbstverständlich ist. Malte Frank, der gemeinsam mit Partner Leonard Bona zu der Saison 2024/25 in den Elite-Anschlusskader aufgestiegen ist, hat sich Gedanken diesem unverzichtbaren Wert gemacht.
Dass manchmal ausgerechnet diejenigen, die auf dem Spielfeld für Gerechtigkeit sorgen sollen, am schnellsten ungerecht behandelt werden, quittiert Malte Frank mit einem entspannten Achselzucken. „Das müssen wir akzeptieren“, sagt der Bundesliga-Schiedsrichter. „Wir sind da, um unseren Job zu machen und da gehört es eben auch dazu, manchmal ein Ventil zu sein für Spieler oder Trainer, die sich ungerecht behandelt fühlen.“
Denn die Schiedsrichter-Teams sind die einzige Partei auf dem Feld, die das Gesamtbild im Auge haben muss. „Die Mannschaften und auch die Fans haben ihr ganz eigenes Interesse, sie wollen den Sieg und die Punkte für sich – und dann ist es eben auch mal subjektiv, was gerecht ist“, weiß Frank. „Als Schiedsrichter ist das anders, wir sind objektiv. Wir sehen Gerechtigkeit auf zwei Seiten und nicht nur aus einer Perspektive.“
Im Kopf habe man als Schiedsrichter eine „imaginäre Waage“, wie Frank es formuliert. „Gerechtigkeit ist einer der wichtigsten Werte, die wir repräsentieren. Wir müssen auf dem Fundament des Regelwerks den Rahmen bieten, in dem ein Bundesligaspiel gerecht ablaufen kann und bei dem am Ende niemand sagen kann, dass er benachteiligt wurde.“
Dass der Vorwurf der Benachteiligung oder (vermeintlichen) Ungerechtigkeit schnell bei der Hand ist, weiß Frank. „Jeder kämpft eben für seinen Verein und versucht, das bestmögliche Ergebnis für sich rauszuholen“, sagt er. „Das mag uns gegenüber nicht gerecht sein, aber oft ist es ja auch keine fachliche Bewertung, sondern viel von Meinung oder Gefühl geleitet.“
Das gehöre zum Job dazu. Viel wichtiger ist für Frank, dass die Schiedsrichter voller Überzeugung vertreten können, was sie auf dem Feld entscheiden. „Wir müssen es schaffen, dass das Spiel sportlich entschieden wird und die Mannschaften die gleichen Bedingungen und Möglichkeiten haben“, formuliert er seine Auffassung. „Das ist das, was wir Schiedsrichter ‚Linie‘ nennen – beide Mannschaften müssen sich in einem Spiel oder am besten in einer Saison darauf einstellen können, was wie gepfiffen wird.“
Ob das auf dem Feld gelingt, spüren Schiedsrichter oft direkt. „Wir haben ein Gefühl, ob wir gerade eine gute oder schlechte Entscheidung getroffen haben – und das heißt eben oft zugleich, ob etwas ‚gerecht‘ oder ‚ungerecht‘ war“, erklärt er. „Und die Mannschaften haben dieses Gefühl auch.“
Wenn sich ein Spieler auf dem Feld ungerecht behandelt fühle, sei er für die Schiedsrichter oft nur noch schwer zu erreichen. „Je ungerechter sich ein Spieler behandelt fühlt, umso mehr macht er zu“, sagt Frank. „Das lässt sich ganz stark an der Körpersprache ablesen und an der Zugänglichkeit für Kommunikation. Das ist für uns auch ein wichtiges Feedback.“
Eine besondere Herausforderung sei jedoch der hohe Anspruch. „Jeder erwartet von uns, dass wir gerecht sind und kein Team bevorzugen“, beschreibt Frank. „Das wird vorausgesetzt, aber da Gerechtigkeit manchmal eben je nach Perspektive subjektiv bewertet wird, können wir dem einfach nicht zu 100 Prozent gerecht werden.“ Ein Fehler sei jedoch nicht automatisch ungerecht: „Wir machen genauso wie alle anderen Menschen unabsichtlich Fehler. „Das wissen die Mannschaft und verzeihen es auch.“
Generell, das ist Frank abschließend wichtig zu betonen, sei Gerechtigkeit nicht nur als Schiedsrichter elementar.„Alle Menschen gleich zu behandeln, streben wir auch im Alltag an – oft sogar, ohne bewusst darüber nachzudenken“, sagt er. „Gerechtigkeit ist einfach ein Grundwert zwischen Menschen – sowohl auf als auch neben dem Spielfeld.“
Foto: Felix Schlikis
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