Kartoffeln transportieren. Eier auch, und zwar ohne, dass sie beim Transport zu mit Schalen durchsetztem Rührei werden. Und vier Personen dazu. Das alles mit einem pragmatisch vertretbaren Komfort bei überschaubaren Kosten in Anschaffung und Unterhalt.
Keine Frage: Der so formulierte Entwicklungsauftrag für den 2 CV (très petite voiture, kurz TVP, übersetzt: sehr kleines Auto) sollte zu einem Alltagsbegleiter auf vier Rädern führen. Erst viel später würde sowas den klangvollen Namen „form follows function“ bekommen. An ein begehrtes Kultauto dachte damals bei Citroën wohl niemand. Das hätte auch nicht in die Zeit gepasst. Das „Auto für alle“ war noch längst keine Selbstverständlichkeit, und entsprechende Modelle waren dringend vonnöten. Allerdings: Die Entwicklung des Projekts TVP, in den Dreißigern begonnen, wurde durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen.
Was dann am 7. Oktober 1948 beim Pariser Autosalon als Umsetzung des Projekts gezeigt wurde, löste erst mal eine Menge Spott aus, mehr oder minder offen geäußert. Vom Belächeln bis zur Bezeichnung als „Badewanne des Jahrhunderts“ war so manches drin.
Die weitere Karriere dieser „Badewanne“ ist hinlänglich bekannt. Gerade wegen ihrer unkonventionellen Form wurde und wird sie gemocht, geschätzt, geliebt. Seit 1990 nicht mehr produziert, ist sie vielleicht seltener geworden im Straßenbild, aber doch nicht aus ihm verschwunden. Generationen von Autofahrerinnen und Autofahrern erinnern sich an sie als ihr erstes Auto, kaum dass die Tinte auf dem frisch erworbenen „Lappen“ trocken war. Schwächen? Klar, die gab’s. Verziehen, vergessen, geschenkt. Die Heizung zum Beispiel. Denn andererseits – mit welchem Auto fuhr man dermaßen komfortabel gefedert über alle Unebenheiten, die die Strecken so zu bieten haben. Und als die „Ente“ – der Beiname hat sich natürlich gegenüber der „Badewanne“ längst durchgesetzt – rein technisch schon ein wenig in die Jahre gekommen war, hat sie sich nochmal richtig chic gemacht. Und als „Charleston“ den eigenen Legenden-Status nochmal untermauert.
Heute führt Citroën den Ami als E-Modell im Programm, der sich ausdrücklich insbesondere an Fahranfängerinnen und -anfänger richtet. Darüber ist der C3 positioniert, der in erster Generation 2002 auf den Markt kam. Und zum Marktstart ob der rundlichen Formen vom Hersteller ganz gezielt in Beziehung gesetzt wurde – zum 2 CV. Das galt insbesondere für den Pluriel als Mehrzweck-C3.
Sie wird uns sicher noch viele Jahre erhalten bleiben, die „Ente“ mit Kult-Status. Pünktlich zum 75. gibt es sogar eine Variante, für die es keine Fahrerlaubnis braucht: Von Playmobil, im typischen Blau, das über Jahre in den Prospekten als „Tauben-Blau“ geführt wurde. Ein moderner kleiner Lieferwagen, jüngst präsentiert, lehnt sich optisch klar erkennbar an den Fourgeonnette-2CV der Fünfziger an – eine Berlingo-Ente quasi. Die Form des 2 CV ist und bleibt offenbar ebenso kultig wie inspirierend. Seine Tugenden, wir erinnern uns an den Entwicklungsauftrag, sind auch heute wieder bei Autofahrerinnen und Autofahrern gefragt. Last but not least: Vielen, die heute ein Original-Exemplar besitzen, werden es pflegen und nur gelegentlich ausfahren. Keineswegs Kartoffeln und Eier damit transportieren.
Fotos: Playmobil, Stellantis/Citroën
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