Hoch hinaus: Auto-Höhen(welt)rekorde

Wem die europäischen Alpen zu niedrig sind, um ganz hoch hinaus zu fahren, der wendet sich den Bergen Südamerikas zu. Chile bietet mit seinen bis knapp 7.000 Meter hohen Vulkanen genügend Spiel-Raum, im wahrsten Sinne des Wortes, für Rekordversuche: Scharfkantiger Schotter, knietiefe Sandpassagen, vereiste Schneebänder.

Und immer geht’s steil hinan in den Weiten der Atacama-Wüste. Richtig steil! So hatten bereits mehrere Teams unterschiedlicher Autohersteller in den letzten Jahren hier erfolgreiche Versuche unternommen, Höhenweltrekorde aufzustellen. Volkswagen hatte mit stark modifizierten Modellen des „Touareg“ 2005 einen Versuch gestartet, den höchsten aktiven Vulkan „Ojos del Salado“ (6.734 m) zu erklimmen. Das Team stieß Tag für Tag in immer größere Höhen vor. So erreichten sie 2005 eine Höhe von 6.080 Metern. Ein anderes Team um den Limburger Toyota-Land-Cruiser-Experten Matthias Jeschke befand sich in unmittelbarer Nähe und startete nur wenige Tage später einen ähnlichen Versuch, der ihn auf 6.358 Meter Meereshöhe brachte.

Gut zwei Jahre später gelang es Jeschke erneut, mit einem besonders präparierten Land Cruiser weiter vorzustoßen. In Zahlen: 2007 bis auf 6.646 Meter Höhe. Ein internationales Team unternahm dann die ersten Versuche, den Vulkan mit „Nutzfahrzeugen“ zu bewältigen, wobei weitere wissenschaftliche Aufgaben (Bau von kleinen Rettungskabinen mit unabhängiger Stromversorgung und Kommunikationsinseln) vorgenommen wurden. Die aufwändig vorbereitete Lkw-Expedition, von Unimog und Mercedes geführt, mit zahlreichen Sponsoren und Technikunternehmen, erreichte 2019 schließlich  6.694 Höhenmeter: Nutzfahrzeug-Weltrekord!

2024 schließlich schaffte es das erste Automobil auf den Westgrad des Ojos del Salado. Das ist ein Porsche 911 Carrera 4S, dem etliche technische Modifikationen zugute kamen. Um die nötige Bodenfreiheit bei Steingeröll und Sand zu erhalten, wurden höher liegende Portalachsen eingebaut, auch, damit die Lenkung geschont wurde. Steigung bis zu 80 % durch messerscharfes Steingranulat, durch Sandlöcher, über Felsen und vereiste Altschneefelder. Eine „härtere Härteprüfung“ ist nicht möglich. In die technischen Umbauten eingeweiht, vertraut und daran beteiligt war Romain Dumas. Der französische Konstrukteur und Rallyefahrer unternahm den ganz großen Versuch auch selbst. Seine sportliche DNA weist eine beachtliche Erfolgsbilanz aus: drei Mal Sieger in Le Mans, Rekordhalter am Pikes Peak auf einem batterieelektrischen Ford F150 Lightning Super Truck Pickup, Langstrecken-Weltmeister und Gründer und Inhaber des „Rebellion Racing“-Teams in Personalunion, dessen Fahrzeuge er auch bei der Dakar-Rallye selbst fährt und es bis zu einem 7. Platz im Gesamtklassement geschafft hat. Hier, in den Anden: Eiseskälte um die minus 20 Grad, hauchdünne Luft und starker Wind waren nicht gerade die freundlichsten Begleitpartner.

Die Zukunftsentwicklung hat dabei ein wichtiges Argument beigetragen, denn: Die 450 Serien-PS des Porsche 911 Carrera 4S wurden mit dem synthetischen umweltfreundlichen eFuel (in Chile aus Wasser und Kohlendioxid gewonnen) als Antriebsmittel gefüttert. Der Nachweis ist gelungen, die Leistung war da und die Zuverlässigkeit ebenfalls.

Ein Höhenweltrekord, der zugleich ein Dank an alle Beteiligten ist. Und ein Dank an die Umwelt.

Fotos: Daimler Trucks Media, Porsche (Newsroom), Toyota Media (Matthias Jeschke)

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