Die Elektromobilität ist weitgehend im Alltag angekommen. Aber: Wie geht es weiter? Hersteller sind gefragt, die nächste Stufe in der Weiterentwicklung „zu zünden“, seitens der Politik müssen die Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden. Innovationen wie kostengünstige Alternativen zu den derzeit üblichen Lithium-Ionen-Batterien, Hochleistungsbatterien ohne brennbare Elektrolyte, Brennstoffzellen für Lkw und E-Trailer zeigen, wieviel am Markt in Bewegung ist. Wie beeinflusst die moderne Fahrzeugtechnologie die Sachverständigentätigkeit? Darum ging es beim 12. Symposium des DIQ (Deutsches Institut für Qualitätsförderung e. V.) im Congress Centrum Pforzheim (CCP).
DIQ-Präsident Dipl.-Ing. Peter Schuler konnte namhafte Experten aus Industrie und Mobilitätsbranche ebenso begrüßen wie zahlreiche Interessenten, die die umfassenden Ausführungen mit Spannung und Interesse verfolgten.
Die Moderation übernahm erneut Prof. Dr.-Ing. Harald Bachem (Ostfalia-Hochschule für angewandte Wissenschaften in Wolfsburg und Vorstandsvorsitzender des Wolfsburger Institut für Forschung, Innovation und Technologietransfer e. V.). Er gab zu Beginn einen Überblick über die Themen des Symposiums.
„Automobiltechnologie der Zukunft: Elektrisch, digital und nachhaltig“: Unter diesem Titel stand der Eröffnungsvortrag von Christoph Weber. Der Leiter Fahrwerk und Fahrerassistenz Modularer E-Antriebs-Baukasten (MEB) & ID. Familie skizzierte einen Trend – von heute verfügbaren Fahrzeugen, die automatisch ihre Umgebung erkennen (zum Beispiel beim Einparken) zum autonomen Fahren. Dies zunächst als Shuttle Service mit Fahrer-Assistent, der das Auto überwacht, bis zur höchsten Ausbaustufe im komplett autonomen und dabei überwachten Fahren. All dies ist, so Weber, realisierbar in wenigen Jahren. Auf CO2-Neutralität wird dabei von Anfang an, von der Herstellung bis zur Nutzung, konsequent geachtet, „grüne Technologien“ stehen im Lastenheft obenan. Die Mobilität der Zukunft ist mehr als „nur ein Auto“, so das klare Fazit.
„Alternative Antriebskonzepte im Nutzfahrzeug“ standen im Mittelpunkt des Vortrags von Janik Ricke (ZF Group, Hannover). Die dreifache Transformation der Nutzfahrzeugindustrie findet in den Feldern Stabilitätskontrolle, integrierte Sicherheit und Elektromobilität statt. Emissionsfreiheit als Ziel bildet einen Hintergrund, der einen gewissen Druck auf die Entwicklung ausübt. Zum Pfad der Elektrifizierung gehören Einfluss- und Erfolgsfaktoren. Am Beispiel von ZF als Zulieferer nannte Janik Ricke Antriebskomponenten für E-Trailer und Schwerlast-Lkw, BEV-Basisarchitekturen sowie die Brennstoffzelle, ergänzt durch eine neue Ära der Digital Services.
Dr. Julian Sandiano ist Leiter Geschäftsfeld- und Produktentwicklung bei den Bahnen der Stadt Monheim GmbH (BSM). Er referierte über Erfahrungen aus Zulassung und Betrieb von automatisiert fahrenden Shuttlefahrzeugen und Bahnen der Stadt Monheim. In einer Welt, in der städtische Räume immer dichter bevölkert und die Straßen zunehmend „verstopft“ sind, müssen entsprechende Lösungen gefunden werden. Vielversprechend sind etwa automatisierte Shuttlefahrzeuge, die den städtischen Verkehr nachhaltig angemessen verändern können. In seinem Vortrag beleuchtete Dr. Sandiano den Betrieb und die Zulassung dieser Fahrzeuge sowie die Auswirkungen auf die städtische Mobilität. Automatisierte Shuttlefahrzeuge sind autonom fahrende, meist elektrisch angetriebene Kleinbusse oder Fahrzeuge, die in städtischen Gebieten eingesetzt werden können.
Ihr Betrieb basiert auf fortschrittlicher Technologie, einschließlich Sensoren, künstlicher Intelligenz und präziser Kartierungssysteme. Diese Fahrzeuge können Fahrgäste auf vordefinierten Routen befördern, ohne auf menschliche Fahrer angewiesen zu sein. Ihr Betrieb erfordert besonders sorgfältige Planung und Koordination. Das Festlegen von sicheren Routen, das Programmieren von Verhaltensweisen in verschiedenen Verkehrssituationen und die regelmäßige Wartung der Technologie sind entscheidende Aspekte. Zudem müssen sie in das bestehende Verkehrssystem der Stadt integriert werden, um nahtlose Übergänge zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln zu ermöglichen. Auch die Zulassung automatisierter Shuttlefahrzeuge ist ein komplexer Prozess, der eine enge Zusammenarbeit zwischen Regulierungsbehörden, Technologieunternehmen und Stadtverwaltungen erfordert. Sicherheit steht dabei an erster Stelle. Die Fahrzeuge müssen strengste Sicherheitsstandards erfüllen und umfangreiche Tests durchlaufen. Es muss sichergestellt werden, dass sie zuverlässig auf städtischen Straßen unterwegs sein können. Und: Automatisierte Shuttlefahrzeuge sind nur ein Teil eines umfassenderen Konzepts für die Zukunft der urbanen Mobilität. Sie können nahtlos in multimodale Verkehrssysteme integriert werden, die verschiedene Verkehrsmittel wie Busse, Bahnen, Fahrräder und Ride-Sharing-Dienste miteinander verknüpfen.
Die genannten Entwicklungen in der Mobilität machen auch vor Kfz-Werkstätten nicht Halt. Über „Digitalisierung in der Werkstatt – Chance und Herausforderung zugleich“ referierte Sebastian Heitfeld (GiPA Germany, Bergisch Gladbach). Er gab einen Überblick über die Digitalisierung und Strategien im Werkstatt-Aftermarket. Insgesamt steht ein tiefgreifender Wandel den Autohäusern und Werkstätten am deutschen Markt gleichermaßen bevor. Nicht die Zahl der freien Werkstätten wird kleiner, sondern die der Autohäuser. So werden sich allein aus China in absehbarer Zeit über 30 neue E-Auto-Marken in Deutschland etablieren wollen, ohne die von etablierten Marken bekannten Autohaus- und Werkstatt-Services. Umgekehrt müssen die Werkstätten mit der sehr komplexen Technik von E-Autos in Wartung und Reparatur souverän und zuverlässig arbeiten können. Beispielhaft nannte Sebastian Heitfeld als Auswege Ferndiagnosen sowie die Bildung von Werkstatt-Partnerschaften.
Künstliche Intelligenz (KI) findet auch in der modernen Fahrzeugtechnologie vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. Als Beispiel führte Britta Hilt von der Intelligent Predict GmbH die vorausschauende Wartung (Predict Maintenance) an. Als Beispiele für diese Erkenntnis führte Britta Hilt (Intelligent Services Predict GmbH) die vorausschauende Wartung an. Viele Ausfälle könnten frühzeitig erkannt werden und wären dadurch zu vermeiden, außerdem Ausfallzeiten reduzierbar. Möglich würde dies durch selbstlernende Anomalieerkennung. Als Beispiele nannte die Referentin Klimaanlagen, Karosserien und Schweißroboter. Mit der Nutzung des „Vorausschauens“ in der Künstlichen Intelligenz könnte diese ebenso genutzt werden in der Qualitätsbewertung, bei komplexen Produktionsprozessen in der Automobilindustrie, bei der Energieoptimierung, in der Maschinensteuerung im Strom-Management und auch anderweitig.
Dipl.-Ing. Christof Kerkhoff, Geschäftsführer der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik (VDI: Verein Deutscher Ingenieure e. V.), demonstrierte mit anschaulichen Beispielen zentrale Anwendungen der Richtlinie VDI-MT 5900, die im Tagesgeschäft des Sachverständigen für Kraftfahrwesen und Straßenverkehr den verbindlichen Rechtsrahmen setzen. Er ging auf Fragen ein wie: Welchen Stellenwert hat die Richtlinie, wie ist sie aufgebaut und wie wendet man sie an? Vor diesem Hintergrund erläuterte Christof Kerkhoff allgemein die Entstehung und Anwendung von Richtlinien und ging abschließend generell auf die Arbeit des VDI ein.
Abschließend fasste Prof. Bachem als Moderator die verschiedenen Aspekte zusammen, die im Symposium vorgestellt wurden. So konnte der gravierende Wandel, in dem sich die Fahrzeugtechnik vor der zunehmenden Bedeutung der E-Mobilität befindet, an vielen Beispielen konkret veranschaulicht werden.
Foto: Frank Eppler
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