Für die Wiederbelebung der italienischen Traditionsmarke Lancia wählte der Riesenkonzern Stellantis ein historisches Ambiente. Das feine Lustschloss Reggia di Venaria bei Turin ist über 300 Jahre alt, wurde schon kurz nach Fertigstellung vom Franzosen-König Ludwig XIV zerstört, immer wieder aufgebaut und später als Kaserne genutzt. Ende des 2. Weltkriegs geriet das inzwischen zum UNESCO-Welterbe zählende …
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Für die Wiederbelebung der italienischen Traditionsmarke Lancia wählte der Riesenkonzern Stellantis ein historisches Ambiente. Das feine Lustschloss Reggia di Venaria bei Turin ist über 300 Jahre alt, wurde schon kurz nach Fertigstellung vom Franzosen-König Ludwig XIV zerstört, immer wieder aufgebaut und später als Kaserne genutzt. Ende des 2. Weltkriegs geriet das inzwischen zum UNESCO-Welterbe zählende Schmuckstück weitgehend in Vergessenheit.
Da bieten sich durchaus Ähnlichkeiten zur ikonischen italienischen Automarke Lancia an. Derzeit gibt es aus ihrem ehemals durchaus umfangreichen Portfolio nur noch den Kleinwagen Ypsilon, und der wird ausschließlich im Heimatland Italien angeboten. Während das Barockschloss ab 1999 auch mit EU-Geldern aufwendig restauriert wurde und jetzt ein Touristen-Magnet ist, läutet bei Lancia der neue Besitzer die Renaissance ein. Lancia soll zu einer Edelmarke von Stellantis werden und zusammen mit den Konzernschwestern Alfa Romeo und DS aus Frankreich die Speerspitze auf der Jagd nach zahlungskräftiger Kundschaft bilden. Drei neue Lancia-Modelle bis 2028, alle elektrisch und mit klangvollen Namen: Neben dem Ypsilon soll auch der einst auch auf Rallye-Pisten erfolgreiche Delta wieder auferstehen.
Das neue Top-Modell dagegen hat noch keinen Namen, könnte vielleicht wieder Aurelia heißen. Im einem der vielen Säle des Schlosses wird es von einer großen Plane verhüllt, bis Lancia-Chef Luca Napolitano selbst Hand anlegt und das „Design für die nächsten 100 Jahre“ ankündigt. Doch da steht mitnichten ein Auto, eher ein stromlinienförmiges, hellblaues Gebilde, das radlos für Ratlosigkeit sorgt. Ein Ausblick auf ein dynamisches Modell, Sportwagen oder SUV mit Schrägheck? Chefdesigner Jean-Pierre Ploué lässt das offen und verweist auf die Frontpartie dieser Skulptur, deren kelchförmiger Kühlergrill an historische Modelle erinnern soll und den Lancia-Schriftzug trägt. Darunter drei LED-Strahlen in Form eines Windrads, die laut Ploué den Übergang ins elektrische Zeitalter symbolisieren. Das kuppelförmige Dach mit einer verglasten mittigen Öffnung dient als Hommage an die Klassiker der Marke wie eben jenen Aurelia.
Kreisrunde Rückleuchten am hinteren Ende der Designstudie nehmen ebenfalls den modernisierten Schriftzug in ihre Mitte, sollen an den flachen Sportwagen Stratos erinnern und werden in ähnlicher Form am neuen Ypsilon auftauchen, der 2024 als erstes Modell den Wandel einleiten soll. „Pu-Ra Zero“ nennt der aus Frankreich stammende Chefgestalter das neue Design. „Pu“ steht für „pur“ und „Ra“ für „radikal“. Nach diesem Motto soll sich Lancia von den vielen Rivalen abheben. Wie das später in die Praxis umgesetzt werden soll, bleibt trotz des durchaus imposanten Design-Denkmodells der Fantasie überlassen, da nur einzelne Elemente des künftigen Aussehens der Lancia angedeutet werden.
Auch zum Innenleben verrät Vorstandschef Luca Napolitano nur, dass der Autobauer dafür mit der Firma Cassina kooperiert, dem in Fachkreisen bekannten italienischen Hersteller von Designermöbeln. Und Nachhaltigkeit wird ein Thema sein: Beim neuen Ypsilon etwa soll gut die Hälfte der im Innenraum berührbaren Flächen aus ökologischen Materialien bestehen.
Auch bei Verkauf und Vertrieb will die inzwischen 116 Jahre alte Marke neue Wege gehen. Heißt: In 100 exklusiven Ausstellungsräumen in 60 europäischen Städten sollen die Kunden die drei Modelle sehen können. Die werden in Zweijahres-Schritten auf den Markt gebracht und sollen dann überwiegend online erworben werden. „Dazu reichen drei Klicks“, verspricht Luca Napolitano.
Fotos: Lancia
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